zujung

TheaterRaum München

zu jung zu alt zu deutsch

von Dirk Laucke

2015 jährt sich das Ende des WK 2 zum 70. Mal. Höchste Zeit, endlich mal die Vergangenheit ruhen zu lassen?

"zu jung zu alt zu deutsch" erzählt uns wild, polemisch und eindringlich, wie das dritte Reich bis heute in unser geordnetes bundesrepublikanisches Leben ragt - trotz unverdächtigem Fähnchenschwingen zur WM, trotz massiver Aufarbeitung der Vergangenheit.

Roy, Antifa-Aktivist, frisch aus dem Knast und auf Vergnügungen aus, trifft in der Disco auf Lydia, seine große Liebe und Verbündete im Geiste gegen dieses „Kack-Nazi-Land“, die mit ihrem neuen spießigen Freund Jens grade bei der Familienplanung ist - Baby und Eigenheim inklusive. Diese Begegnung reißt alte und neue Wunden auf und führt zu einem blutigen und alptraumhaft- düsteren Trip durch die Nacht.. 

Die vereinsamte Gitte teilt sich ihren Putzjob in der Blutbank mit der jüdisch-ukrainischen Migrantin Sascha, die -neu in Deutschland - ungewollt aufs Härteste mit ihrer Identität konfrontiert wird, als sie auf Gittes Drängen auch noch den zweiten Job mit ihr teilt: leicht bekleidet Tanzen bei einem Opa, der sich als Alt-Nazi herausstellt. Bei Sascha brennen die Lichter durch, die Vergangenheit bricht auf. Ist jetzt die Zeit der späten Rache? 

Zwei Handlungen, zwei Geschichten werden parallel erzählt und sind doch auf verschiedenen Ebenen miteinander verknüpft.

"zu jung zu alt zu deutsch" ist rasanter Tanz um die Abgründe, die eine Begegnung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit heute immer noch in den Nachgeborenen öffnen kann und kratzt überhaupt so einige Gewissheiten an. Nach und nach verdichten sich die Figuren zu Beispielen des Umgangs mit der zentralen, ungeheuren dunklen Stelle der deutschen Vergangenheit.

Pressestimmen:
"... Konstantin Moreths Inszenierung im 'theater ... und so fort', die auf schrille Bebilderung verzichtet, verschränkt die Szenen geschickt, lässt keine Atempause zu. Durchgehend sind alle Akteure auf der Bühnepräsent, in fließendem Wechsel friert er ein Paar in der Bewegung ein und richtet das Scheibwerferlicht auf ein anderes. Lauckes Stück ist eine perfekte Vorlage für junge Schauspieler. Die nutzen Moreth und sein Ensemble für einen temporeichen, fesselnden Theaterabend."
Petra Hallmayer, Süddeutsche Zeitung

Zuschauerstimmen (Quelle: twotickets):
"Ich bin so so gerne im Theater... und so fort... Enttäuscht über das Programm war ich bislang noch nie. Dieses Stück war von allen Schauspielern herausragend performed.... beklemmend, laut und ausgesprochen gut!"
"Ein sehr eindringliches, temporeiches und manchmal irritierendes Theaterstück - nicht zuletzt auch daher, dass man einige der fünf Schauspieler aus ganz anderen Rollen in diesem Theater kennt. (...) Das Stück besteht aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen, deren Verknüpfung erst zum Schluss entsteht. Sich mit dem Bezug zum historischen Thema auseinanderzusetzen ist gerade in München sehr wichtig (...)."
"Aufregend und temporeich! Auf der Bühne laufen mehrere Handlungsstränge, die am Ende schrecklich zusammenlaufen. Die Idee genial, doch der Zuschauer muss geistig dabeibleiben (...) Die Sprache und auch die Handlung sind sehr aus der Jugendszene, manch ältere Dame fühlte sich da brüskiert. Ich fand das Stück gut, bin aber der Meinung, dass ich es noch einmal anschauen müsste, um auch die subtilen Feinheiten zu erkennen und zu verstehen."
"Ich fand das Stück schwierig; manchmal fand ich die Sprache zu derb, und alles zu modern. Aber wie immer gute Schauspieler und eine schöne Atmosphäre."

mit Mareike Bruns, Linda Hummrich, Pia Kolb, Stephan Neumüller und Stefan Voglhuber

Regie/Raum: Konstantin Moreth
Assistenz: Noelle Cartier van Dissel
Dramaturgie: Henri le Kat
Licht: Heinz Konrad

Veranstalter: TheaterRaum München
Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH