Pride

The Pride

von Alexi Kaye Campbell

„Präsident Wladimir Putin hat einem neuen Gesetz zugestimmt: es verbietet bereits das Sprechen über gleichgeschlechtliche Liebe im Beisein von Kindern, zumindest wenn die Wertung positiv oder neutral ist.”
aus “Die Zeit”, Juni 2013.

PRIDE stellt die Lebens-, Leidens- und Liebeswege zweier schwuler Männer, Oliver und Philip, und einer Frau, Sylvia, in zwei völlig unterschiedlichen Zeitläufen, 1958 und 2008, ins Zentrum des Geschehens. Die Verhältnisse der ausgehenden Fünfzigerjahre mit gesellschaftlicher Repression, mit Selbstverleugnung und Scheinehe stehen der Gegenwart im 21. Jahrhundert gegenüber.

Heute kommt zwar frei ausgelebte Sexualität und der Wunsch nach einer ganz normalen Zweisamkeit in der weltweiten Diskussion um die Stellung gleichgeschlechtlicher Paare zum Ausdruck, aber auch verschärfte Missachtung, wie es zum Beispiel jetzt gerade in Russland deutlich wurde.

Oliver und Philip sind ein Paar auf Zeit in zwei Existenzen: erst im verklemmten 1958, und fünfzig Jahre später in der Trendy-Gegenwart des „gaywaltigen“ Mainstream-Hedonismus. Der gehemmte Ehemann im ersten Teil wird zum Treue brauchenden schwulen Partner im zweiten, und der schon 1958 suchende Homosexuelle kehrt als Sex-Süchtiger zurück. Im ersten Leben ist die sexuelle Neigung im Schattenwurf der gesellschaftlichen Zwangsmoral von Verwirrung und Verdrängung umstellt.

2008 verrutscht der Konflikt in die Grauzone des Lustgewinns, denn nun ist ja fast alles erlaubt und man muss bei Bedarf um den Bestand einer Beziehung vor allem gegen den Lockruf der Freiheit kämpfen.
Die weibliche Komponente in diesem Konfliktdreieck ist Sylvia, erst betrogene Ehefrau und später Schwulen-Kumpel.
Wichtig ist: der Autor zeigt zwar die gleichen Charaktere, nicht aber dieselben Personen. Er stellt die Frage: Wie entwickelt sich eine Person in einer Zeit, in der man sich dem Druck der Gesellschaft unterwerfen muss, und was könnte passieren, wenn dieselbe Person fünfzig Jahre später leben würde, wenn der Druck nicht mehr da ist, dafür aber ein eigenverantwortliches Handeln gefordert ist.

Darum erzählt er die Geschichte auch nicht schön der Reihe nach, sondern er verschränkt sie reißverschlussartig ineinander. Die Zeiten wechseln einander ständig ab, und dadurch schillert die Handlung – beabsichtigt verwirrend – immer wieder im Vergleich zwischen den Jahren vor und nach dem halben Jahrhundert, das die beiden Zeitebenen mit seinen Entwicklungen trennt.
So entsteht ein gesamtgesellschaftliches Panorama, vom bürgerlichen Mief der Fünfzigerjahre bis zum frischen Wind des neuen Jahrtausends, von dem man noch nicht so richtig weiß, wohin er wehen und was er verwehen wird, und ob die neue Freiheit den Menschen wirklich glücklicher machen wird.

http://www.pride-rosenheim.de/

mit Bernhardt Burgstaller, Tobi Huber, Karin Killy, Hermann Neuner

Regie/Bühne: Martin Schönacher
Regieassistenz: Jeanette Kreuzeder
Technik: Serafin Schumann
Styling: Barbara Kenda und Pia Kaltner

Autorenrechte: Verlag Hartmann & Stauffacher, Köln